WEtell – Mobilfunk geht auch nachhaltig

Eine spannende neue Idee zum Thema Klimaschutz ist der Aufbau eines nachhaltigen Mobilfunks. Wie sich Klimaschutz und telefonieren vereinbaren lässt möchte das Start-up WEtell aus Freiburg zeigen.

Das Team von WEtell hat ihren Platz in der Lokhalle des alten Güterbahnhofes in Freiburg gefunden und möchte in diesem kreativen Umfeld ihr Projekt auf den Weg bringen. Die drei Gründer von WEtell, Andreas Schmucker (34), Alma Spribille (34) und Nico Tucher (32), haben sich große Ziele gesetzt. Sie möchten einen Mobilfunktarif anbieten, bei dem zu 100% Erneuerbaren Energien genutzt werden.  „Wir leben in Freiburg und haben Klimaschäden, Datenmissbrauch und Intransparenz satt“, betont das Team von WEtell. Aus diesem Grund versuchen die drei auch ihren Alltag möglichst nachhaltig zu gestalten. Dabei wurden sie schnell darauf aufmerksam, dass nachhaltige Konzepte noch nicht bei Mobilfunktarifen angekommen sind. Beispielsweise gibt es noch keinen klimafreundlichen Mobilfunkvertrag mit gutem Datenschutz. Genau dort sehen sie noch eine Marktlücke.

Eröffnung des Crowdfunding in der Lokhalle

Der persönliche Anspruch von den WEtell-Gründern an ihr Produkt lautet daher klimapositiv, datensparsam, fair und transparent zu sein. Sie möchten eine Alternative zu den konventionellen Mobilfunkunternehmen am Markt etablieren. Die Idee kam 2018 auf. Um das Vorhaben nun erfolgreich umsetzen zu können, ist im Februar 2019 ein großes Crowdfunding gestartet.

Die Motivation, sich für Klimaschutz einzusetzen, ist für die WEtell-Gründer selbstverständlich. Alle drei sind in der Solarbranche aktiv. Jeder von ihnen hat am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg geforscht. Im Bereich Energie und Klimaschutz haben sie also das wichtige Background-Wissen. Beispielsweise steigt „im Bereich Mobilfunk (…) der Primärenergiebedarf weltweit kontinuierlich. Betrachtet man die gesamte Branche wird für 2020 eine Emissionsbelastung von 235 Mt CO2e erwartet. Ca. 40% davon entfallen auf die Herstellung und den Betrieb der Endgeräte. Der Rest wird durch Netzbereitstellung, Infrastruktur und IT-Services verursacht.“ Genau hier soll das Konzept von WEtell ansetzen. Sie möchten mit gutem Beispiel voran gehen, durch ihr Projekt eine Alternative bieten und aufzeigen, dass Nutzer bereit sind, für diese Art von Vertrag mehr Geld auszugeben. Es geht darum eine 100% klimaverträgliche und transparente Dienstleistung zu entwickeln und anzubieten. Darüber hinaus soll es ein Projekt für das Gemeinwohl sein, und den Wandel zu Nachhaltigkeit in Gesellschaft fördern und etablieren. „Unternehmerisches Handeln und Engagement für Umwelt und Gesellschaft gehören für uns zusammen,“ erklärt Nico Tucher (Interview auf www.ews-schoenau.de).

Wie genau WEtell das Nachhaltigkeitsthema voranbringen kann, wird durch ihr dreiteiliges Konzept deutlich. Für einen innovativen, klima- und nutzerfreundlichen Mobilfunkvertrag haben die drei einige Standards festgelegt, die sie bei der Umsetzung ihres Produktes verfolgen möchten. Diese sind aufgeteilt in die Kategorien Klimaschutz, Datenschutz und Fairness.

Besonders hervorzuheben sind die Ansätze im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ziel ist der Strombezug aus 100% erneuerbare Energien für das Unternehmen, bzw. zumindest für die internen Geschäftstätigkeiten. Hierzu zählen beispielsweise die Nutzung von Fahrrad und Zug statt Auto oder Flugzeug bei Dienstreisen und auf dem Weg zur Arbeit. Des Weiteren möchte WEtell mit nachhaltigen Partnerunternehmen zusammenarbeiten: Das bedeutet beispielsweise, dass Dienstleistungspartner, wie Netzanbieter oder EDV-Verwaltung etc. davon überzeugt werden sollen, auch auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Ein zentraler Aspekt ist auch die Kooperation mit dem regionalen Ökostromanbieter der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) und somit die Förderung und Investitionen in den Bau neuer Solar- und Windkraftanlagen in Deutschland. Dadurch soll in Folge mehr Strom produziert werden als durch die Nutzung des Mobilfunks verbraucht wird. Da es trotzdem Klimaeinflüsse geben wird, auf die WEtell selbst keinen direkten Einfluss nehmen kann, werden diese quantifiziert, offengelegt und zertifiziert. Ein Beispiel dafür ist, dass momentan mit der Nutzung des D1 Netzes von Telekom Graustrom genutzt wird. Stattdessen fließt ein Teil der Einnahmen von WEtell in den Ausbau von Solaranlagen und damit grünem Strom und Klimaschutz. Außerdem werden der Stromverbrauch und Emissionen erfasst.

In dem Konzept von WEtell wird auf umfassenden Datenschutz Wert gelegt: Es gibt keine Verknüpfung der Namen mit der Handynummer der Kunden bei Großkonzernen. Die Kundendatenspeicherung läuft anonymisiert und auf deutschen Servern ab. Darüber hinaus stellt die schnellstmögliche Löschung der Gesprächsdaten einen konsequenten Datenschutz sicher. Es gibt keinerlei Weitergabe oder Verkauf von Kundendaten, auch nicht „anonymisiert“.

Ebenso möchte WEtell im Punkt Fairness mit gutem Beispiel voran gehen: Verständliche Verträge sollen ohne versteckte Kosten auskommen und monatlich kündbar sein. Eine faire Behandlung und Entlohnung aller Mitarbeiter zählen ebenfalls zum Leitbild der Unternehmensführung. Langfristige Unternehmenspartnerschaften und faire Kooperation sowie Kommunikation sollen verfolgt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch der ethische Umgang mit Geld und Zertifizierung nach Richtlinien der Gemeinwohlökonomie. Schließlich soll ein ausführliches FAQ auf Website Kunden und Interessenten Transparenz bieten.

Wie aber gestalten sich die Tarife von WEtell? Es werden drei verschiedene Tarife angeboten. Automatisch enthalten sind jeweils eine AllNet Flat, Telefonie und SMS, sowie EU Roaming. Netzanbieter wird die Telekom sein, über dessen D1-Netz alle Tarife von WEtell abgewickelt werden. Zu den weiteren Konditionen zählt die mögliche Rufnummernmitnahme. Außerdem ist hervorzuheben, dass die Möglichkeit besteht, den Vertrag monatlich zu kündigen.
Die Tarife kosten zwischen 15 und 40 Euro monatlich und verfügen über 3G oder LTE bei den mobilen Daten. Je nach Tarif umfasst das Datenvolumen 500MB bis 8GB.

Am 15. Februar startete ein Crowdfunding auf der Plattform „Start-Next“. Dieses läuft noch bis zum 31. März 2019. Für einen erfolgreichen Start braucht WEtell 1000 Kunden, die einen Mobilfunkgutschein kaufen. Ein erstes Fundingziel bei 100.000€ wurde schon erreicht (Stand 12.03.2019). Jetzt ist es wichtig, dass WEtell die 1000 verkauften Gutscheine schafft. Nur so können noch in diesem Jahr die Verträge von Wetell starten. Das nächste Fundingziel sind 200.000€, womit 2019 auch schon die erste Solaranlage gebaut werden könnte. Für viele ist es gut zu wissen, dass die Gutscheine, die Wetell anbietet ab dem Herbst 2019 innerhalb von 24 Monaten flexibel einlösbar sind.

Mit Hilfe des Crowdfundings und dessen Unterstützenden und vor allem mit der Überzeugung: Die Zukunft geht uns alle etwas an, möchte WEtell den ersten nachhaltigen Mobilfunktarif mit neuen Standards auf den Weg bringen.

Weiterführende Informationen:

https://wetell-change.de/

https://www.startnext.com/wetell/

Quellen:

https://wetell-change.de/

http://fudder.de/drei-freiburger-wollen-den-ersten-nachhaltigen-mobilfunktarif-anbieten–157032939.html

https://www.ews-schoenau.de/energiewende-magazin/zur-ews/nachhaltig-telefonieren/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_content=anschreiben%20-%20wetell&utm_campaign=EWS-NL8

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