Dieser Artikel dient als Einführung in das Thema Klimaanpassung – dem fesa-Thema des Sommerhalbjahres. In den kommenden Wochen und Monaten werden Sie auf www.fesa.de Interviews, vertiefende Beiträge, Projektvorstellungen und Praxisbeispiele finden.
Um den Alltag in Zukunft besser meistern zu können bedarf es einer weiteren Strategie, die hilft dem Klimawandel zu trotzen. Eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist in Anbetracht der auftretenden Wetterextreme und Umwelteinflüsse nicht nur unumgänglich, sondern stellt auch eine Chance für Innovation und Forschung dar.
Dass der Klimawandel bereits stattfindet ist kein Geheimnis. Da das Klima überall auf der Welt unterschiedlich ist, ist es nur logisch, dass auch dessen Folgen zahlreich und regional differenziert auftreten. Heftige Starkregenereignisse, Hitzewellen (siehe Sommer 2018 in Europa) und Überschwemmungen sind nur eine Auswahl an Konsequenzen, die der Temperaturanstieg mit sich bringt. Lange stand der Klimaschutz als Handlungsoption bezüglich des Klimawandels im Fokus. Da man aber davon ausgeht, dass manche durch das Klima bedingte Veränderungen (in naher Zukunft) nicht rückgängig gemacht werden können, hält vermehrt ein weiteres Konzept Einzug in Debatten über den Klimawandel: die Klimaanpassung. Doch worin genau besteht der Unterschied zum Klimaschutz?
Klimaschutz
Klimaschutz hat zum Ziel, durch Verringerung der Emissionen von klimawirksamen Gasen dem Klimawandel entgegenzuwirken bzw. ihn zu verlangsamen. Komplett vermeiden lässt sich der Ausstoß von Kohlendioxid, Methan und Lachgas momentan kaum, vielmehr geht es beim Klimaschutz darum, Einspar- und Effizienzpotenziale zu erkennen und auszuschöpfen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien gehört zu den wichtigsten Maßnahmen des Klimaschutzes, während die Energieeffizienz beispielsweise maßgeblich durch energetisches Bauen bzw. Sanieren verbessert werden kann. Handlungsfelder des Klimaschutzes sind neben Energiewirtschaft aber auch Verkehr, Industrie und Landwirtschaft. Eine Veränderung hin zu nachhaltigeren Lebensstilen ist ebenfalls dem Klimaschutz zuzuordnen. Hier sind es insbesondere Konsum und Mobilität, die einen erheblichen Beitrag leisten können, etwa durch regionale, biologische und fleischarme Ernährung oder die Nutzung von klimafreundlichen Verkehrsmitteln. Seinen persönlichen CO2-Fußabruck und mögliche Einsparpotenziale kann man mithilfe verschiedener online-Tests ermitteln (z.B. Klimarechner des WWF/ CO2-Rechner des Umweltbundesamt).
Klimaanpassung
Im Gegensatz zum Klimaschutz geht es bei der Klimaanpassung darum, Maßnahmen zur Adaption an den Klimawandel zu entwickeln und die Empfindlichkeit gegenüber klimabedingten Risken zu verringern. Den politischen Rahmen in Deutschland bildet die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Handlungsfelder der DAS sind folgende:
- Menschliche Gesundheit
- Bauwesen
- Wasser, Hochwasser- und Küstenschutz
- Boden
- Biologische Vielfalt
- Landwirtschaft
- Fischerei
- Forstwirtschaft
- Energiewirtschaft
- Finanz- und Versicherungswirtschaft
- Verkehr und Verkehrsinfrastruktur
- Industrie und Gewerbe
- Tourismus
Durch die regional und auch lokal sehr differenzierten Auswirkungen des Klimawandels bedarf es spezifischer Anpassungsstrategien, die neben Kommunen, Politik und Unternehmen auch durch Privatpersonen umgesetzt werden müssen, um unter anderem mit Hitzestress oder Starkregen klarzukommen.
Besonders vulnerabel sind städtische Gebiete, da zum einen eine hohe Zahl an Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben und sich zum anderen die dicht bebauten Gebiete besonders stark aufheizen (Hitzeinseln). Immer mehr Städte haben bereits ein eigenes Klimaanpassungskonzept entwickelt, so auch die Stadt Freiburg, die in ihrem Konzept besonders hitzegefährdete Bereiche identifiziert und einen Maßnahmenkatalog bereitstellt. Klimaanpassungsmaßnahmen im Rahmen der Stadtplanung sind beispielsweise schattenspendende Bepflanzung, Ausrichtung von Neubauten entlang von Kaltluftabflüssen oder das Errichten von Trinkwasserspendern.
Aber auch in ländlichen Gebieten spielt Klimaanpassung eine wichtige Rolle: Wegen der, in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Trockenereignisse die zu Problematiken mit der Wasserversorgung in einigen Kommunen des Südschwarzwaldes führten, läuft seit Anfang 2019 das durch den fesa e.V. und die Energieagentur Regio Freiburg durchgeführte Wassereffizienzprojekt IWaN (Einrichtung eines interkommunalen Netzwerks zur Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen
an klimawandelbedingte Trockenereignisse im Naturpark Südschwarzwald). Dieses befasst sich mit der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an klimawandelbedingte Trockenheit, die insbesondere in Kommunen notwendig sind, welche ihr Trinkwasser aus oberflächennahen Quellen beziehen. Hierbei geht es darum, Probleme zu identifizieren, eine Vernetzung von Kommunen mit denselben Problemen zu fördern und Lösungen zu finden, die betroffene Kommunen dazu befähigen sich an die zukünftige Wasserknappheit anzupassen.
Nicht nur Wassermangel stellt eine große Herausforderung dar, auch küstennahe Gebiete und Inseln sowie durch Starkregenereignisse geprägte Regionen müssen sich vermehrt mit Strategien auseinandersetzen, welche die Vulnerabilität bezüglich Überschwemmungen und Hochwasser verringert. Fragestellungen können demnach lauten: Welche Standorte sind besonders überschwemmungsgefährdet? Wie können große Mengen an Wasser kanalisiert werden? Welche baulichen Anpassungsmaßnahmen gibt es?
Fazit
Klimaanpassung muss also je nach lokalen Gegebenheiten unterschiedlich umgesetzt werden, eine universale Anleitung existiert nicht. Vielmehr kann Klimaanpassung als ein Prozess verstanden werden, der sich dynamisch an den (neuen) Erkenntnissen über die Folgen des Klimawandels orientiert. Trotzdem sollte die Klimaanpassung nicht abgekoppelt vom Klimaschutz gesehen werden, denn nur eine ergänzende Beachtung beider Handlungsoptionen bietet die Möglichkeit, dem Klimawandel nachhaltig entgegenzuwirken.
Quellen:
Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/anpassung-an-den-klimawandel-0#textpart-1
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_sektorenziele2030_bf.pdf
Service- und Kompetenzzentrum Kommunaler Klimaschutz: https://www.klimaschutz.de/sites/default/files/publication/file/skkk_einleger_anpassung_barrierefrei.pdf