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- Erstellungsdatum 27. Februar 2011
- Zuletzt aktualisiert 30. April 2018
Nase vorn! 2011-02
Nase vorn!
Liebe Leserinnen und Leser,
die Erneuerbaren haben die Nase vorn, möchte man meinen, wenn man sich das aktuelle gesell- schaftliche Klima betrachtet. Der Ausbau der Photovoltaik wird dieses Jahr voraussichtlich eine installierte Leistung von 20 Gigawatt überschrei- ten und in den Mittagsstunden des 22. März produzierten PV-Anlagen auf deutschen Dächern erstmals mehr Strom als die Atomkraftwerke. Weltweit haben nach einer Studie des World- watch Institute die Erneuerbaren im Jahr 2010 die Atomkraft überholt, was die installierte Leis- tung betrifft. Anti-Atom-Sonnen strahlen uns von Balkonen, Rucksäcken und Fahrrädern entgegen – und es werden täglich mehr. Nach der Atom- katastrophe in Fukushima ist nichts mehr, wie es vorher war, und anders als nach Tschernobyl sind die Erneuerbaren heute auf einem technischen und ökonomischen Stand, der die Energiewende in greifbare Nähe rücken lässt.
Die Regierungskoalition in Berlin erweckt den Anschein, als habe sie den Stimmungswan- del in der Bevölkerung wahrgenommen. Doch was ist davon zu halten? Statt eines wasser- festen Ausstiegsgesetzes wurde hektisch ein „Atommoratorium“ beschlossen, das den Kon- zernen alle Möglichkeiten offen lässt. Und brauchen wir wirklich eine Ethikkommission, um festzustellen, dass eine derart gefährliche Technologie keineswegs moralisch vertret- bar ist? Neue Erkenntnisse sind hier kaum zu erwarten. Umweltminister Röttgens neues- te Pläne zum Umbau des Erneuerbare-Ener- gien-Gesetzes weisen wieder Mal in Richtung großtechnische Lösungen: Beim dezentralen Aus- bau der Photovoltaik tritt er auf die Bremse. Gleichzeitig soll die Förderung der Offshore- Windkraft erhöht werden, während Windstrom vom Land weniger Vergütung bekommen soll – dies just zu einem Zeitpunkt, an dem hier im Südwesten endlich ein Ende der Windblockade bevorsteht. Eine dezentrale Energiewende geht anders!
Aber ein Schimpfen auf „die da oben“ bringt die Energiewende auch nicht weiter. Jeder und jede kann sich die Kraft der Sonne ins Haus holen! Steigende Stromkosten und sinkende Modulpreise machen eine PV-Anlage bald auch unabhängig von den gesetzlichen Rahmenbedin- gungen zu einer lohnenden Investition. Und die Sonne scheint nicht nur für die Stromproduktion. Eine solarthermische Anlage macht Hausbesitzer unabhängig von steigenden Energiekosten und bringt das Eigenheim in Richtung Energieauto- nomie. Wer über kein eigenes Dach verfügt, kann sich mit der Beteiligung an einer Bürgersolaran- lage für die Erneuerbaren stark machen. Aber auch ohne Investitionen ist eine Energiewende im eigenen Haushalt gar nicht so schwer: Ein Wechsel zu einem Ökostromanbieter erfordert nicht mehr Aufwand als das Ausfüllen eines einseitigen Formulars und eine Kopie der letzten Stromrechnung. Einen Überblick gibt es unter www.atomausstieg-selber-machen.de. (Nachtrag 2018: Hier ein aktuellerer Link: https://www.vergleich.org/echter-oekostrom/) Übrigens: Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde muss gar nicht erst im Atom- oder Kohlekraftwerk produ- ziert werden – eine Entlastung für Umwelt und Geldbeutel.
In diesem Sinne: Die Zukunft ist Erneuerbar und wir alle können an der Energiewende teilhaben.
Mit sonnigen Grüßen
Karin Jehle
Chefredakteurin
Gliederung
9 Strom und Wärme von der Sonne
10 Innovatives Konzept für 100 Prozent
11 Von gelben Robotern mit Nullemissionen
12 Häuser zu Kraftwerken
13 Innovation erleben (26): Neues Leben für Solarbruchzellen
16 Das Bürgerkraftwerk im Keller
17 Interview: Wir brauchen eine Postwachstumsökonomie!
18 Auf dem Weg zur Vorbildregion?
20 Wettlauf um den schnellsten Ausstieg!
21 Reges Interesse am 1. Kongress „Energieautonome Kommunen“
24 Rema – das äthiopische Stromrebellen-Dorf
25 Solar Mobil in Freiburg
26 Autofrei die Region genießen
27 KfW-Einzelmaßnahmenförderung „Energetisches Sanieren“ wiederbelebt
4 Impressum
6 fesa News
28 Sonnenrätsel
29 Der Umweltfragebogen
30 Branchenverzeichnis