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- Erstellungsdatum 27. Februar 2012
- Zuletzt aktualisiert 30. April 2018
Wie geht es weiter? 2012-02
Wie geht es weiter?
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn wir die Weichen für die Zukunft unserer Energieversorgung heute nicht richtig stellen, werden wir morgen mit umso größeren Problemen zu kämpfen haben. Regierung und Bundesverband der Industrie lamentieren über explodierende Kosten aufgrund der angeblich explodierenden Einspeisevergütung für Solarstrom. Sie stöhnen über die „Überförderung“ der Photovoltaik und stellen sich als Retter der armen Rentnerin dar, die mit exorbitanten Strompreisen die Rendite des schwäbischen Zahnarztes finanziert. Leider vergessen sie dabei zu erwähnen, dass es nicht zuletzt die von der Industrie geforderten und von Wirtschafts- und Umweltministerium bereitwillig gewährten Ausnahmeregelungen für energieintensive Unternehmen sind, welche die EEG-Umlage in die Höhe treiben. Diese ist auch mitnichten so drastisch, wie beklagt wird. Bereits mit den EEG-Kürzungen, die zum 1. Januar 2012 in Kraft getreten sind, erhöht sich die Stromrechnung mit jedem Gigawatt PV-Zubau für einen Durchschnittshaushalt um gerade mal 10 Cent pro Monat.
Demgegenüber stehen Tausende von Arbeitsplätzen in der PV-Industrie und im Handwerk, die durch die abrupten (zu Redaktionsschluss noch nicht vom Bundesrat abgesegneten) weiteren Kürzungen der Einspeisevergütung zum 1. April gefährdet sind. Die Modulhersteller haben die Preise seit 2006 um 60 Prozent gesenkt, um mit der stetig sinkenden Einspeisevergütung mitzuhalten. Weitere kurzfristigen Absenkungen sind bei hiesigen Sozialund Umweltstandards (die definitiv nicht zur Disposition stehen!) nicht zu machen. Einige Anbieter sind bereits insolvent, andere krebsen herum, wieder andere fokussieren sich auf das Auslandsgeschäft. Gut für die Wertschöpfung vor Ort ist das nicht! Was wir dagegen brauchen, ist eine leistungs- und innovationsfähige Solarwirtschaft in Deutschland mit Know-How von hier und Arbeitsplätzen in der Region. Nur so können wir eine dezentrale Energiewende verwirklichen – unsere Kinder werden es uns danken.
Eine Neuerung ist, dass Solarstrom vom Dach mit der erneuten Kürzung der Einspeisevergütung schneller als gedacht die sogenannte Grid Parity erreicht hat und dem privaten Produzenten jetzt weniger einbringt als ihn der Strom aus der Steckdose kostet. Attraktiv ist das für all diejenigen, die einen möglichst hohen Anteil ihres PV-Stroms selbst verbrauchen können, beispielsweise für Industrie- und Handwerksbetriebe, die tagsüber mit Maschinen und EDV ordentlich Strom konsumieren. Für Privatleute hingegen, die eher in den Morgen- und Abendstunden zu Hause sind, wird die Investition in Speichertechnologien zunehmend interessant. Noch sind diese sehr teuer, aber ähnlich wie bei der Produktion von PV-Modulen werden Lernkurve und Massenproduktion auch bei der Stromspeicherung im Eigenheim in den nächsten Jahren die Preise sinken lassen. Auf der Intersolar 2012 in München präsentieren verschiedene Hersteller ihre Speichersysteme und auch im Rahmenprogramm stellen Experten unterschiedliche Batterietechniken und ihre Anwendungsmöglichkeiten vor.
Der fesa e.V. setzt sich seit 1993 für eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand ein. Selbstverständlich hofft das gesamte Team, dass die EEG-Kürzungen im Bundesrat zumindest noch abgemildert werden. Ansonsten hat uns die Erfahrung gezeigt, dass Hoffen und Warten auf Wohltaten von oben wenig hilft. Verlässliche Rahmenbedingungen sind sicherlich von Vorteil, doch am Wichtigsten ist engagiertes Handeln vor Ort. Je mehr Bürgerinnen und Bürger das Richtige tun, desto besser!
Mit sonnigen Grüßen
Karin Jehle
Chefredakteurin
Gliederung
10 Eigenverbrauch von Solarstrom
11 Von Tücken und Chancen der EEG-Novelle
12 Solarthermie zunehmend sexy
13 Eine Frage der Ästhetik
14 Innovation erleben (29) – Die Sonne macht Theater
16 Das wohl meist kopierte Energiegesetz der Welt
17 Wirtschaft: Bitte wenden!
22 Keine Lust auf Energieeffizienz
26 Photovoltaik verändert das Bewusstsein
27 Der trinationale Energieberater
28 Suffizienz – was brauchen wir wirklich?
29 Dem Klima zuliebe regional essen: Die 50-Kilometer-Diät
6 fesa News
23 Alte Bilder zur Energiegeschichte gesucht – der fesa e. V. startet Fotowettbewerb
30 Branchenverzeichnis